Der Artikel „Eschentriebsterben – Aktuelles zur Schadensdynamik“ von Prof. Dr. Rolf Kehr beschreibt die Ursachen, Verbreitung und Folgen des Eschentriebsterbens, einer durch den Pilz Hymenoscyphus fraxineus verursachten Krankheit, die seit den 1990er Jahren in Europa epidemisch auftritt und Eschen massiv schädigt.
Ursachen und Biologie des Erregers:
Der Pilz stammt aus Ostasien, wo er endemisch auf resistenten Eschenarten wie Fraxinus mandshurica vorkommt. In Europa infiziert er vor allem die Gemeine Esche (F. excelsior), wobei die Infektion über Sporen in der Laubstreu erfolgt. Der Erreger verursacht Rindennekrosen, Triebsterben und Kronenschäden, die zu Vitalitätsverlust und schließlich zum Absterben der Bäume führen kann. Auf feuchten Standorten treten zusätzlich Stammfußnekrosen auf, die von Fäulepilzen wie dem Hallimasch begleitet werden.
Auswirkungen und Dynamik:
Das Eschentriebsterben verläuft epidemisch und unterscheidet anfällige von toleranten Bäumen. In stark betroffenen Beständen liegt die jährliche Mortalitätsrate bei jungen Bäumen bei bis zu 35 %. Straßenbaumalleen sind besonders betroffen, da einheitliche Sorten wie beispielsweise F. excelsior ‚Westhof’s Glorie‘ schnell ausfallen. Tolerantere Sorten oder Individuen können jedoch länger überleben und zur Erhaltung der Eschen beitragen.
Resistenzen und Management:
Ein geringer Anteil der Individuen der Gemeinen Esche zeigt Toleranz gegenüber dem Erreger. Frühzeitiger Laubfall oder intensive Abwehrreaktionen, wie die Bildung von Reiteraten, können das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen. Für die Baumkontrolle ist eine differenzierte Kronenansprache wichtig, um tolerante Bäume zu identifizieren und verkehrsgefährdende zu entfernen. Generelle Fällungen sind nicht empfehlenswert, da tolerante Bäume die genetische Basis für die Zukunft der Esche bilden.
Perspektiven:
Nachpflanzungen sollten auf resistentere Eschenarten oder Alternativen wie F. pennsylvanica und F. angustifolia setzen, während Züchtungsprogramme für resistente Sorten fortgeführt werden. Langfristig bleibt das Ziel, tolerante Individuen zu fördern und die Esche als Baumart in europäischen Wäldern und Städten zu erhalten.
Autor: Prof. Dr. Rolf Kehr
Jahr: 2018
Titel: Eschentriebsterben
Untertitel: Aktuelles zur Schadensdynamik
Seiten: 192-201
In:
Titel: Jahrbuch der Baumpflege 2018
Auflage: 22. Ausgabe
Herausgeber: Prof. Dr. Dirk Dujesiefken
Verlag: Haymarket Media GmbH & Co. KG
Ort: Braunschweig
Quellenart: Tagungsband
ISBN: 978-3-87815-257-6