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Allee-Neupflanzungen außerorts – im Spannungsfeld zwischen Funktionalität und Naturschutz (2022)

Zu Beginn des Artikels wird in die Situation der Alleen in Brandenburg, dem alleenreichsten Bundesland, eingeführt. Die Altersstruktur von brandenburger Alleen ist historisch bedingt unausgeglichen. Zwischen den 1930er Jahren und 1990 fanden keine nennenswerten Pflanzungen statt.
Alleen sind kulturgeschichtliche Elemente in der Landschaft statt isoliert zu betrachtende Einzelbäume und benötigen Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen. Dies wird auch in den folgenden Konzepten aufgegriffen: dem Alleebaumkonzept für Bundes- und Landesstraßen im Land Brandenburg aus dem Jahr 2006 und dem Alleebaumkonzept für den Landkreis Dahme-Spreewald aus dem Jahr 2012. Demnach haben Pflanzungen von Allee-Abschnitten Vorrang vor Einzelbaum-Pflanzungen. Sie verfolgen zudem die Idee, Neupflanzungen zu verstetigen. Hierfür wird eine mittlere Lebensdauer der Alleebäume von 80 Jahren angenommen. Zusammen mit dem lokalen Alleenabstand kann so die Anzahl der neu zu pflanzenden Bäume pro Jahr berechnet werden. Dies ermöglicht es, Pflanzungen bereits Jahre im Voraus zu planen. Zudem werden Nachweise für die Öffentlichkeitsarbeit transparenter und gleichaltrige Abschnitte werden gefördert. Außerdem ist es bei Lückenbepflanzungen problematisch, dass Pflanzungen meist auf einer Linie mit den Altbäumen erfolgen, wodurch ein gegebenenfalls zu geringer Abstand zur Fahrbahn beibehalten wird. In Brandenburg gestaltet sich die Umsetzung des Alleenkonzepts, im Gegensatz zum Landkreis Dahme-Spreewald, jedoch schwierig.

Alleen sind durch eine Vielzahl von Faktoren gefährdert, darunter die Anforderungen an die Verkehrssicherheit, Schadstoffemissionen, Auftausalze, mechanische Schädigungen und nicht zuletzt durch negative Auswirkungen des Klimawandels. Zum Aufbau einer funktionsfähigen Allee außerorts diskutiert der Autor die Vorgehensweise folgender hierfür relevanter Schritte:Standortauswahl und -beurteilung, Baumartenauswahl, Pflanzung und Jungbaumpflege.


Bei der Standortauswahl und – beurteilung werden potentielle Pflanzabschnitte oder Lücken zufällig oder systematisch ausgewählt. Um festzustellen, ob eine Pflanzung möglich ist werden folgende Parameter berücksichtigt: angrenzende Nutzungen, Eigentumsverhältnisse und unterirdische Leitungen. Dabei wird hervorgehoben, dass sich die Einholung dieser Informationen außerorts schwieriger gestaltet als innerorts. Viele Flächen stellen sich nach diesem Schritt als nicht bepflanzbar heraus oder der Aufwand einer Pflanzung wäre zu hoch. Bei bepflanzbaren Flächen werden anschließend Bodenproben entnommen.


Bei der Baumartenauswahl werden die Einschränkungen aufgrund rechtlicher Vorgaben und vorherrschender Standortbedingungen hervorgehoben. In der freien Natur dürfen laut BNatSchG §40 gebietsfremde Baumarten nur durch eine Genehmigung der Behörden gepflanzt werden. Auch Sorten sollen in der freien Natur nicht eingebracht werden. Die zuvor genannte Genehmigung erfolgt nur, wenn eine Gefährdung von Ökosystemen, Biotopen oder Arten ausgeschlossen ist, was jedoch praktisch nie der Fall ist. Eine Ausnahme gilt diesbezüglich an Straßen außerorts. Somit ist die Feststellung wichtig, ob sich der potenzielle Pflanzstandort in der freien Natur oder unmittelbar an der Straße befindet. Bei der Pflanzung von Sorten besteht die Gefahr einer eingeschränkten Funktionalität durch genetisch identische Bäume gegenüber Schadfaktoren. Daher wird im Falle einer Pflanzung von Sorten eine hohe Sortenvielfalt gefordert.
Zudem wird betont, dass es den Beteiligten häufig an Kenntnissen zu diesem Thema fehlt.

In Bezug auf Pflanzungen spricht der Autor zunächst die Unterschiede zu innerortlichen Standorten an, darunter beispielsweise die bessere Verfügbarkeit von Niederschlagswasser im Wurzelbereich, aber auch die Risiken durch angrenzende Forst- oder Landwirtschaft (z.B. Mäusefraß, Wildverbiss, Eintrag von Düngern oder Pflanzenschutzmitteln). Vor dem Hintergrund häufig auftretender Flächenkonflikte kann ein Grunderwerb die Standorte zur Pflanzung langfristig sichern, was jedoch häufig in der Praxis scheitert. Hinsichtlich der Eigenschaften des Pflanzmaterials sind ein Stammumfang von 16-18cm sowie eine Kronenansatzhöhe von mindestens 220cm geeignet. Weiterhin werden Pflanzschnitte, Stammschutz gegen Sonneneinstrahlung, eine Verankerung zum Schutz gegen Wind, Schutzvorrichtungen gegen Wildtiere sowie Gießmulden empfohlen. Bewässerungssets gelten hingegen nicht als notwendig. Je nach Standort kann die Verwendung von Zuschlagstoffen, Bodenhilfsstoffen und Pflanzenstärkungsmitteln sinnvoll sein.

Die Jungbaumpflege erfolgt nach Fachnormen und Empfehlungen in Form einer Fertigstellungs- und einer Entwicklungspflege. Dies kann bis zu 15 Jahre betragen. Aufgrund der geringen Niederschlagsmengen im Raum Berlin-Brandenburg ist dort häufig eine Bewässerung der Jungbäume notwendig. Vor dem Hintergrund zunehmend begrenzter Wasserressourcen mancherorts und dem jährlichen Pflanzziel des Landesbetriebs Straßenwesen Brandenburg von 5000 Alleebäumen wird diskutiert, ob dies in Zukunft überhaupt umsetzbar ist. Deshalb sollten wasserspeichernde Bodenhilfsstoffe und wassersparende Bewässerungsverfahren, die sich an urbanen Standorten orientieren (z.B. Gießringe), in Betracht gezogen werden. Als Mulchmaterialien empfiehlt er die Verwendung von mineralischen statt organischen Materialien.

Abschließend gibt Andreas Plietzsch einen Ausblick auf zukünftige Alleen, die im Gegensatz zu alten Alleebeständen die Fahrbahn begleiten statt begrenzen werden (nach Polzin, 2007).

Der Artikel erschien im Jahrbuch der Baumpflege 2022, welches Sie hier erwerben können:

Autor*in: Andreas Plietzsch
Jahr: 2022
Titel: Allee-Neupflanzungen außerorts – im Spannungsfeld zwischen Funktionalität und Naturschutz
Seiten: 63-77

In:
Titel: Jahrbuch der Baumpflege 2022
Auflage: 26. Jahrgang
Herausgeber: Prof. Dr. Dirk Dujesiefken
Verlag: Haymarket Media GmbH & Co. KG
Ort: Braunschweig
Quellenart: Tagungsband
ISBN: 978-3-87815-279-8
ISSN: 1432-5020

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