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Erste systematische Nährstoffuntersuchungen an Baumsubstraten seit 24 Jahren (2024)

In diesem Artikel werden die Ergebnisse einer Langzeituntersuchung zur Nährstoffversorgung von Stadtbäumen in FLL-Baumsubstraten an den drei Versuchsstandorten Kempten, Würzburg und Hof/Müncheberg erläutert. Die Studie fand im Rahmen des Forschungsprojekts „Stadtgrün 2021+“ statt.

Hintergrund: Für eine angemessene Entwicklung von Bäumen sind gründliche Standortvorbereitungen und eine anschließende Fertigstellungs-, Entwicklungs- und Unterhaltungspflege notwendig. Dies beinhaltet neben einer Einschätzung des Standorts auch eine Nährstoffanalyse. Bei Pflanzungen auf urbanen Standorten werden mineralische Substrate verwendet. Qualitätsanforderungen für diese Substrate beinhalten in erster Linie physikalische Bodeneigenschaften, wie eine langfristige Verdichtungsstabilität, ein großes Porenvolumen, hohe Luft- und Wasserkapazität, eine gute Durchwurzelbarkeit und eine hohe Wasserdurchlässigkeit. Bei den chemischen Eigenschaften liegt der Fokus auf dem pH-Wert, sowie dem Gehalt an Salz und organischer Substanz. Bezüglich des Nährstoffgehalts ist eine Deklaration ausreichend und Grenzwerte werden nicht festgelegt. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist daher die Gewinnung neuer Erkenntnisse über die Nährstoffversorgung und den Nährstoffbedarf von Stadtbäumen in nicht-überbaubaren FLL-Substraten.

Aufbau der Untersuchung: An drei Versuchsstandorten in Kempten, Würzburg und Hof/Müncheberg wurden zwei Pflanzungen in den Jahren 2010 und 2015 durchgeführt. Hierbei wurde nicht-überbaubares Substrat verschiedener Hersteller verwendet, die den „FLL-Empfehlungen für Baumpflanzungen, Teil 2: Standortvorbereitung für Neupflanzungen; Pflanzgruben und Wurzelraumerweiterung, Bauweisen und Stubstrate (2010), Pflanzgruben-Bauweise 1“ entsprechen. Die Größe der Baumgruben wurde jedoch reduziert. 2013 wurde eine N-P-K-Düngung mit zugesetztem Bittersalz an den Standorten Kempten und Hof/Müncheberg, sowie eine N-P-Düngung mit 1 Prozent Magnesiumoxid am Standort Würzburg durchgeführt.
Seit Beginn des Versuchs wurden jährlich Bodenproben mittels Erdbohrer entnommen. Dabei wurden Hauptnährstoffgehalt, pH-Wert, Gehalt an organischem Kohlenstoff Corg, Gehalt an Gesamt-Stickstoff Nt und die Kationen-Austauschkapazität (KAK) analysiert. Ab 2014 wurden zusätzlich Blattproben auf Nährstoffgehalte untersucht, da eine Grundlage für die Beurteilung der Nährstoffversorgung von Straßenbäumen anhand der Nährstoffgehalte im Substrat fehlt. Die Beprobungen und Analysen erfolgten gemäß der standardisierten Verfahren VDLUFA 1991 und ICP Forest 2010.

Fazit: Die Studie ergab eine ausreichend bis sehr gute Nährstoffversorgung in den Substraten. Die pflanzenverfügbaren Nährstoffe haben sich nach einem deutlichen Rückgang auf niedrigerem Niveau stabilisiert, wobei die Wachstumsrate und Nährstoffversorgung der Bäume weiterhin gut waren.
Die Ergebnisse zeigten, mit Ausnahme der Corg-Werte, einen hohen Nährstoffgehalt in den Substraten. Dies deckt sich nicht mit FLL-Empfehlungen von 2010.
Auf Grundlage der Ergebnisse wird empfohlen, Düngungen ausschließlich auf Basis von Nährstoffanalysen oder der Beurteilung von Blattfärbung und Zuwachs durchzuführen und die FLL-„Empfehlungen für Baumpflanzungen Teil 1“ von 2015 zu Start-, sowie Folgedüngungen sorgfältig abzuwägen.
Aufgrund der unterschiedlichen Nährstoffzusammensetzung in den Substraten verschiedener Hersteller wird darüber hinaus empfohlen, vor der Lieferung ein Prüfzeugnis über den Nährstoffgehalt anzufordern und bei der Lieferung eine Beprobung durchzuführen.
Da für Stadt- und Straßenbäume keine Richtwerte über die Nährstoffversorgung vorliegen, wurden in dieser und vorherigen Untersuchungen die LUFA-Klassifikation verwendet, die jedoch für Nutzpflanzen mit einem höheren Nährstoffbedarf ausgelegt ist. Die Kombination aus Substrat- und Blattanalysen zeigte, dass eine auf dieser Grundlage als niedrig eingestufte Versorgung eher einer mittleren bis hohen entspricht. Demnach ist die VDLUFA Versorgungsstufe B für Stadt- und Straßenbäume ausreichend.
Ist eine Durchwurzelung des anstehenden Bodens möglich, erhöht die Verwendung von FLL-Substraten an den meisten Standorten die Wasser- und Sauerstoffkapazität und fördert die Durchwurzelung, ohne langfristige Düngemaßnahmen und damit einhergehende Kosten zu erfordern.

Den vollständigen Artikel mit ausführlichen Ergebnissen finden Sie hier:

Autor*innen: Manfred Klemisch, Philipp Schönfeld, Susanne Böll
Jahr: 2024
Titel: Erste systematische Nährstoffuntersuchungen an Baumsubstraten seit 24 Jahren
Seiten: 29 – 39

In:
Titel: 
PRO BAUM. Zeitschrift für Pflanzung, Pflege und Erhaltung
Auflage: 1/2024
Verlag: Patzer Verlag
Ort: Berlin-Hannover
Quellenart: Fachzeitschrift

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